New Work needs Inner Work
New Work needs Inner Work! Wenn wir in Zukunft erfolgreich in selbstorganisierten Teams und mit agilen Methoden arbeiten möchten, müssen wir zunächst einmal an uns selbst arbeiten.
Darum geht es im Buch von Joana Breidenbach und Bettina Rollow. Die beiden berichten sehr praxisnah von ihren Erfahrungen, Learnings und Fehlschlägen bei der Einführung von selbstorganisierten Teams.
Du lernst im heutigen Artikel deine Gefühle in Worte zu fassen, mehr Empathie zu empfinden und ich zeige dir ein erfolgreiches Beispiel für selbstorganisierte Teams.
Lass dich inspirieren!
1) Kurze Summary
Wer in flachen Hierarchien arbeiten möchte, muss automatisch mehr Verantwortung übernehmen. Wer in bereichsübergreifenden interdisziplinären Teams arbeitet, wird automatisch in mehr Diskussionen verwickelt.
Wer gar sein Gehalt selbst bestimmen darf, wird früher oder später automatisch mit seinen eigenen Wertevorstellungen konfrontiert.
Feste Regeln, Ansagen und Prozessabläufe geben uns Halt und Orientierung. Sobald diese wegfallen, müssen wir in der Lage sein, Orientierung und Sicherheit in uns selbst und im Dialog mit anderen zu finden. Innere Sicherheit haben wir aber nur, wenn wir einen guten Kontakt zu uns selbst haben und wissen, wie es uns mental, emotional und körperlich geht.
Das Buch „New Work needs Inner Work“ widmet sich der inneren Veränderung, die jeder durchleben sollte, wenn er die neuen Arbeitsweisen der Zukunft wirklich erfolgreich umsetzen will. Wir dürfen in Zukunft lernen unsere Kritik im Team auf angemessene Art und Weise zu äußern und gleichzeitig das Feedback der anderen anzunehmen.
Gute Teams sprechen über ihre Emotionen und tun nicht den ganzen Tag so, als wären sie der perfekte „Homo Oeconomicus“, der jegliche Gefühle und private Probleme an der Eingangstür abgegeben hat.
Die meisten Ansätze greifen zu kurz. Duz-Kultur, ein Tischkicker und ein paar bunte Post-ist sind noch kein New Work. Das ist nur der äußere, sichtbare Wandel. Das Buch der beiden Autorinnen geht jedoch tiefer. Hier dreht sich alles es um die Veränderung von Strukturen und Prozessen. Dabei geht es vor allem um die „innere Innovation“ von Teams. Wie können Mitarbeiter und Teams reifen und wachsen?
Sie entwerfen dabei das schöne Bild eines Mobile für selbstorganisierte Teams. Dabei bewegen sich die Einzelteile kontinuierlich und kommunizieren so über Sensoren miteinander, dass sie, statt zu kolidieren, optimal zusammenwirken.
Ein wichtiger Bestandteil für ein erfolgreiches Team ist Empathie. Dazu möchte ich dir das folgende kurze Video sehr ans Herz legen. Es erklärt sehr gut den Unterschied zwischen Sympathie und Empathie:
2) Interessante Denkanstöße
Gefühlsfinder
Unser Zugang zu Gefühlen ist bei den meisten quasi nicht vorhanden. Wenn ich dich fragen würde, wie du dich fühlst? Was wäre deine spontane Antwort?
Vermutlich „gut“ oder „schlecht“. Wenn du richtig tief in der Adjektiv-Kiste kramst, vielleicht sogar Worte wie „genervt“, „gelangweilt“, „energiegeladen“ oder „fröhlich“.
Wir haben es meistens in der Familie nicht gelernt über unsere Gefühle zu sprechen und im Berufsleben schon gar nicht. Ein gutes Hilfsmittel, das ich letztes Jahr geschenkt bekommen habe, ist der Gefühlsfinder. Er enthält diverse Adjektive, um deine aktuelle Gefühlslage genauer zu beschreiben. Es ist nicht nur im Coaching, sondern auch in der Zusammenarbeit mit anderen sehr hilfreich seine Gefühle detailliert beschreiben zu können.
Vielleicht ein Weihnachtsgeschenk?
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Offen über Kompetenzen sprechen
In selbstorganisierten Teams werden auch die Kompetenzen im Team bestimmt. Nur weil jemand bisher die Führungsrolle innehatte, heißt das nicht unbedingt, dass er am besten dafür geeignet ist. Wer kümmert sich um die Finanzen und wer ist technisch am besten?
Diese Rollen werden in erfahrenen selbstorganisierten Teams diskutiert und dann gemeinsam verteilt. Zu Beginn kann jedoch folgende Übung helfen, die im Buch vorgestellt wird:
Es wird ein externer Moderator bestimmt, der nicht Teil des Teams ist. Er stellt zum Beispiel die Frage nach dem besten Leiter der Gruppe. Alle Teilnehmer schließen die Augen und jeder zeigt auf seinen Favoriten. So wird zunächst verdeckt abgestimmt und der Favorit der Gruppe ermittelt.
Der Moderator, der die ganze Zeit die Augen geöffnet hatte, ernennt dann die gewählte Person zum Leiter.
Buurtzorg – Ein gutes Beispiel für Selbstorganisation
Das bekannteste Beispiel für erfolgreiche selbstorganisierte Teams ist buurtzorg aus Holland. Ein selbstorganisiertes Pflegeunternehmen mit über 10.000 Pflegekräften, das mittlerweile in mehreren Ländern tätig ist.
Die Organisation besteht aus vielen kleinen Teams mit je einem Dutzend Mitarbeiter. Wenn ein Team vollständig ist und weitere Pflegekräfte hinzustoßen, wird ein neues Team gegründet. Die Teams arbeiten dabei komplett selbstorganisiert und werden von Coaches unterstützt, die ihnen die Leitplanken vorgeben.
Ein kleines Managementteam von 40 Personen koordiniert alle Teams und behält den Überblick.
Buurtzorg fährt mit diesem Modell sehr erfolgreich und hat nicht nur begeisterte Kunden, sondern ist auch einer der beliebtesten Arbeitgeber in den Niederlanden.
3) Fazit
Sehr cool fand ich, dass die beiden Autorinnen gleich in der Einleitung schreiben, dass sie das Buch selbst als MVP (Minimum Viable Product) sehen. Sie behaupten also nicht allwissend zu sein, sondern möchten die Leser anregen die Dinge selbst auszuprobieren und ihnen Feedback zu geben.
Weiter hinten im Buch fand ich einen Satz noch sehr bezeichnend: „Vielleicht nimmst du als Leser verschiedene Puzzleteile wahr, ohne zu wissen, wie sie später ineinandergreifen werden.“
So kam es mir beim Lesen tatsächlich häufiger vor. Es stellt sich manchmal eine gewisse Orientierungslosigkeit ein, die von den Autorinnen aber gewollt ist. Sie sagen, dass wir in der selbstorganisierten Arbeitswelt Unsicherheit und Orientierungslosigkeit aushalten müssen und dieses Buch soll dabei helfen.
Insgesamt finde ich es eine gelungene Mischung aus Theorie und Praxis, auch wenn es manchmal noch etwas mehr Storytelling enthalten könnte, um mehr Emotionen im Leser zu wecken. Denn darum geht es ja in Zukunft: Emotionen empfinden, benennen können und damit arbeiten!
Finanziert haben sie die erste Auflage ihres Buches übrigens über Crowdfunding: https://www.startnext.com/new-work-needs-inner-work
Viel Spaß beim Lesen
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