Drive – Ein Buch über Motivation

Für mich ist das Buch Drive“ von Dan Pink eine gelungene Mischung aus Theorie und Praxis, gespickt mit vielen anschaulichen Beispielen, die einen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen haben.

Ich habe das Buch über Motivation bereits vor einigen Monaten gelesen (und es ist auch schon 2009 erschienen), aber ich wollte die Chance nicht verpassen, es hier auf diesem Blog genau 10 Jahre nach Ersterscheinung vorzustellen.

Du lernst, was es mit der 1%-Regel auf sich hat und warum du unbedingt eine To-Don’t-Liste erstellen solltest!

 

1) Kurze Summary

Das Buch besteht aus drei Kapiteln. Der erste Teil erklärt, warum Motivation ein Upgrade braucht. Für lange Zeit gab es einen Haupttreiber (‘Drive’), der die Menschheit bewegte: Überleben.

Der US-amerikanische Bestsellerautor Daniel Pink nennt diesen biologischen Treiber Motivation 1.0 bestehend aus Hunger, Durst und Sex. Sein Nachfolger, Motivation 2.0, besteht aus externer Belohnung und Strafe. Das funktionierte gut für die Fließbandarbeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Doch bereits in den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben einige Wissenschaftler einen dritten Treiber entdeckt, weitläufig bekannt als intrinsische Motivation (Motivation 3.0).

Buchcover Drive von Dan Pink

Leider folgt die (Geschäfts-)Welt heute immer noch größtenteils den Prinzipien von Motivation 2.0 – mit fatalen Konsequenzen. Wenn Zuckerbrot und Peitsche auf unseren dritten Treiber treffen, kann das intrinsische Motivation auslöschen, Kreativität zerstören und sogar unethisches Verhalten fördern.

Als Gegenmodell führt Pink den Typ I an, der nicht durch externe Belohnungen (Typ X), sondern durch die Zufriedenheit an der Aktivität selbst motiviert wird. Der Autor ist der Überzeugung, dass wir das Typ I – Mindset annehmen müssen, um langfristig beruflichen Erfolg und persönliche Erfüllung zu erlangen.

Dazu führt Pink im zweiten Teil drei Voraussetzungen an:

1) Wir brauchen Autonomie über unsere Aufgaben, Zeit, Team und Techniken, um Typ I – Verhalten leben zu können.

2) Um dauerhaft motiviert zu bleiben, müssen wir immer besser in dem werden wollen, was uns wichtig ist (Mastery). Dazu ein passendes Zitat von Sebastian Coe, der zweimal olympisches Gold als Mittelstreckenläufer gewann:

“Throughout my athletics career, the overall goal was always to be a better athlete than I was at that moment – whether next week, next month or next year. The improvement was the goal. The medal was simply the ultimate reward for achieving that goal.”

3) Wir brauchen einen Sinn (Purpose), da dieser den ersten beiden Elementen das nötige Rückgrat gibt. Nur mit einem Purpose schaffen wir es, langfristig motiviert zu bleiben.

Im dritten Teil wendet Pink die Theorie auf die Praxis an und gibt passende Tipps für den individuellen Leser, für Organisationen, für Eltern und andere Pädagogen. So stellt Pink z.B. einen Typ I – Fitnessplan vor, mit dem wir eine Sportroutine aufbauen und halten können. Der dritte Teil ist so vollgepackt mit praktischen Tipps und Tricks, dass es mir wirklich schwer fiel, drei Denkanstöße auszuwählen. Ich hoffe, die folgenden könnt ihr gleich heute anwenden.

 

2) Interessante Denkanstöße

Was ist dein Satz?

Clare Boothe Luce, eine der ersten Frauen im US Kongress, gab Präsident John F. Kennedy 1962 einen Rat: “Jede großartige Person ist ein Satz.“

Jede großartige Person ist ein Satz.

Abraham Lincolns Satz war ‘Er hat die Einheit erhalten und die Sklaven befreit.’ Franklin Roosevelts Satz war ‘Er hat uns aus der Weltwirtschaftskrise gerettet und geholfen, einen Krieg zu gewinnen.’ Luce hatte die Befürchtung, dass Kennedys Aufmerksamkeit zu vielen unterschiedlichen Prioritäten gewidmet war, dass sein Satz zu einem verwirrenden Paragraphen werden könnte.

Natürlich musst du nicht Präsident der Vereinigten Staaten sein, um aus dieser Anekdote zu lernen. Aber um deinen Purpose zu finden, kann es helfen, über deinen Satz nachzudenken. Das kann ganz bodenständig sein: “Er hat drei Kinder großgezogen, die glückliche und gesunde Erwachsene wurden” oder “Sie hat eine Technologie entwickelt, was das Leben von vielen Menschen einfacher macht” oder “Er hat zwei Generationen von Kindern die Freude am Lesen vermittelt.” Wenn du also über dein Leben nachdenkst, was ist dein Satz?

 

Die 1%-Regel zur Motivation

Während dein Satz wichtig ist, weil er Richtung gibt und als Kompass dient, ist es im Alltag oft schwierig, danach zu leben. Erfolg stellt sich nicht über Nacht an. Da kommen die kleinen Fragen ins Spiel. Jeder, der schon einmal einen Marathon gelaufen ist, eine neue Sprache gelernt hat oder sich selbstständig gemacht hat, weiß, dass man Stunden um Stunden hartes, teilweise schmerzhaftes Training durchmacht, bis sich der Erfolg einstellt.

Wie bleibst du da motiviert? Hier kommt es auf Routinen und das Erreichen von Mikrozielen an. Frage dich am Ende jeden Tages: Bin ich heute besser als ich es gestern war? Habe ich Fortschritte gemacht (auch wenn dieser noch so klein war)? Am besten machst du es so konkret wie möglich: Bin ich meine 10 km gelaufen? Habe ich meine 20 neuen Vokabeln gelernt? Habe ich 5 neue, potentielle Kunden angerufen?

Passend dazu habe ich neulich einem Podcast mit James Clear, dem Autor von Atomic Habits, gehört. Clear hat sich viele Jahre mit dem Aufbau von Gewohnheiten beschäftigt. Er hat sich mathematisch an das Thema herangewagt und nachgerechnet:

Wenn du jeden Tag nur 1 Prozent besser wirst, bist du am Ende eines Jahres 37 Mal (!) besser.

Das hat  mich an den Zinseszins-Effekt erinnert und ich habe es gleich umgesetzt und mache nun jeden Tag einen Liegestütz mehr am Morgen (mittlerweile bin ich bei 27). Um beim Beispiel des Marathons zu bleiben: Wenn du mit 1 km anfängst, und jeden Tag 1 Prozent mehr läufst, hast du in wenigen Monaten die Marathondistanz geschafft.

Übrigens, umgekehrt, wenn du jeden Tag 1 Prozent schlechter wirst, bist du am Ende eines Jahr fast bei Null angelangt.

Natürlich musst du immer noch Willenskraft aufbringen, um jeden Tag deine Laufschuhe zu schnüren, aber psychologisch klingt 1 % mehr jeden Tag viel weniger als die kompletten 42 km. Bevor du also heute Abend zu Bett gehst, überlege dir: War ich heute ein wenig besser als gestern? Worin könnte ich jeden Tag 1 Prozent besser werden?

 

Die To-Don’t-Liste

Wir haben vermutlich alle To-Do-Listen, die wir mehr oder weniger diszipliniert abzuarbeiten versuchen. Management-Guru Tom Peters hat eine To-Don’t-Liste, bestehend aus Verhaltensweisen und Praktiken, die Energie rauben und ihm Fokus nehmen.

Seinem Beispiel folgend, erstelle deine eigene Vermeidungsliste und überprüfe sie am besten jede Woche. Denn jeden Tag begegnen wir Dingen, Menschen und Situationen, die uns ablenken und uns von unseren Zielen abhalten. Der erste Schritt, um fokussiert zu bleiben, ist, diese Hindernisse zu benennen. Um es in Peters Worten auszudrücken:

What you decide not to do is probably more important than what you decide to do.

Im selben Podcast beschreibt James Clear, dass “Ja-Sagen” tatsächlich ein Nein für unzählige Alternativen bedeutet.

Vielleicht geht es dir auch so: Ich habe oft das Gefühl, wenn ich zu einem Plan Nein sage, etwas verpassen zu können. Die Podcast-Folge hat mir verdeutlicht: Wer es schafft, öfters Nein zu sagen, wird viel schneller seine Ziele erreichen als wenn man versucht alles “mitzunehmen”. In diesem Sinne, was ist deine To-Don’t Liste?

Drive: Was Sie wirklich motiviert
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Drive: Was Sie wirklich motiviert
  • Pink, Daniel H. (Autor)

3) Fazit zum Buch

Das Buch “Drive” ist definitiv eine klare Kaufempfehlung für alle, die mehr darüber lernen möchten, was uns wirklich antreibt. Auch wenn dir wahrscheinlich einiges bekannt vorkommen wird, schafft es der Bestsellerautor im Bereich Motivation Bekanntes in einen neuen Kontext zu bringen. Pink konzentriert sich dabei auf das Wesentliche und bringt seine Botschaft auf den Punkt.

Mit seinen 230 Seiten (in der englischen Fassung) liest es sich schnell und dank Pinks prägnanten Schreibstil sehr flüssig. Gleichzeitig stellt der Autor zum Schluss weiterführende Literatur vor, gibt dem Leser Denkanstöße zur Diskussion mit und verweist auf seine Webseite, die u.a. einen Test enthält, um herauszufinden, du eher Typ I oder Typ X bist (www.danpink.com/drivesurvey). Mein Ergebnis hat mich überrascht – vielleicht lernst du ja auch etwas Neues über dich?

Zum Abschluss möchte ich dir noch folgendes Zitat von Teresa Amabile, Professorin an der Harvard Universität, mitgeben, das für mich das Buch in einem Satz zusammenfasst:

The desire to do something because you find it deeply satisfying and personally challenging inspires the highest levels of creativity, whether it’s in the arts, sciences, or business.

 

Lass dich motivieren!

 

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